Was sind Bi+feindlichkeit & Monosexismus?

Was ist Bi+feindlichkeit?

Bi+feindlichkeit bezeichnet die bi+spezifische Diskriminierung, die bi+sexuelle Menschen erleben. Sie kann sowohl von heterosexuellen als auch homosexuellen Menschen ausgeübt werden. Bi+feindlichkeit äußert sich z.B. durch Ablehnung, Wut, Intoleranz, Vorurteile, Unbehagen oder körperliche bzw. psychische Gewalt und kann sowohl bi+sexuelle Menschen, als auch Menschen, die als bi+sexuell wahrgenommen werden, betreffen. ZUSÄTZLICH sind Bi+sexuelle von Homofeindlichkeit betroffen.

Was ist internalisierte Bi+feindlichkeit?

Internalisierte Bi+feindlichkeit beschreibt, dass sich Bi+feindlichkeit gegen die eigene sexuelle Orientierung und damit gegen sich selbst richtet. Dies passiert oft in einer bi+feindlichen (und auch homofeindlichen) Umgebung und ist das Ergebnis eine bi+feindlichen, heteronormativen Gesellschaft. Oft wirkt es besonders stark vor dem eigenen inneren Comingout, kann aber auch danach noch auftreten.

Wie unterscheidet sich Bi+feindlichkeit von Homofeindlichkeit?

Die Annahme, dass bi+sexuelle Menschen keine Form der Diskriminierung und Unterdrückung erfahren, die sich von der, der homosexuellen Menschen unterscheidet, ist an sich schon bi+feindlich. Oft wird diese Behauptung in Kombination mit der Behauptung Bi+sexuelle hätten mehr Privilegien als Homosexuelle vorgebracht.

Zu behaupten, dass Bi+sexuelle keine (zusätzlich) andere Unterdrückung erfahren als Schwule oder Lesben, bedeutet, bi+sexuelle Erfahrungen unter Homosexualität zu fassen, darauf zu reduzieren und so ihre individuelle Existenz unsichtbar zu machen (Bi+ Erasure). Und wenn nach dieser Behauptung keine spezifisch bi+sexuelle Erfahrung vorhanden ist, dann ist die Kategorie der Bi+sexualität selbst auch nichtig nach dieser „Logik“.

Die Behauptung eines vermeintlichen bisexuellen Privilegs, akzeptiert zwar die Existenz von Bi+sexualität, aber verbindet es mit Privileg und setzt Bi+sexuelle in die Rolle des*der Unterdrückenden von Schwulen und Lesben. Dieses vermeintliche Privileg, sei der Zugang zu heterosexuellen Privilegien und beinhaltet u.a. die absurde Vorstellung, dass Bi+sexuelle halb hetero seien und auch die Wahl hätten, hetero zu leben und dann keine Diskriminierung zu erleben. Was schlicht nicht stimmt. Mehr Informationen zu bi+spezifischen Diskriminierungserfahrungen gibt es im Post „bi+spezifische Vorurteile & Klischees“ und „Folgen von Bi+feindlichkeit“.

Monosexismus

Monosexismus ist eine soziale Struktur, die unter der Annahme funktioniert, dass alle Menschen monosexuell sind oder sein sollten, eine Struktur, die monosexuelle* Menschen privilegiert und Menschen, die nicht monosexuell sind, systematisch diskriminiert. Monosexismus ist also die soziale Struktur und zeigt, wo Bi+feindlichkeit seinen Ursprung hat. Gleichzeitig wirkt auch Heterosexismus bzw. Heteronormativität auf Bi+sexuelle. 

*Monosexualität ist die romantische und/oder sexuelle Anziehung zu nur einem Geschlecht.

Bi+sexualität sagt dem binären Geschlechtersystem den Kampf an

Im Übrigen lebt Bi+feindlichkeit und Monosexismus in vielfacher Hinsicht von dem Gedanken, dass Geschlecht ausschließlich cisgeschlechtlich und/oder binär zu verstehen sei. Es gibt aber auch viele trans und/oder nicht binäre Personen – unter ihnen auch Bi+sexuelle.

Bi+sexualität hat das Potenzial, das binäre Verständnis von Geschlecht öffentlich wirksam weiter zu delegitimieren, da Bi+sexualität vielfach als eine Art von Begehren verstanden und wahrgenommen wird, das Menschen nicht nach ihrem Geschlecht unterscheidet.

Ohne eine klare und privilegierte Unterscheidung zwischen Mann und Frau gibt es keine klare und privilegierte Unterscheidung zwischen heterosexuell und homosexuell.

Das bedroht Homosexualität und Heterosexualität aus zwei Gründen: Erstens destabilisiert die mangelnde Unterscheidung zwischen Geschlechtern die monosexuelle Identität (und bedroht sie aus denselben Gründen). Zweitens wird die Spannung zwischen öffentlichen und privaten Einstellungen zum Geschlecht betont.

Quellen:

Eisner, Shiri (2013). Bi: Notes for a Bisexual Revolution. Seal Press.

Yoshino, Kenji (2000). The Epistemic Contract of Bisexual Erasure. Stanford Law Review, 52(2), 353. https://doi.org/10.2307/1229482

Queer Lexikon: www.queer-lexikon.net